Der 46. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird Joe Biden heißen. Mit Biden können wir das transatlantische Bündnis neu begründen. Aber die Wiederbelebung der transatlantischen Partnerschaft ist kein Selbstläufer. Das bedeutet: Wir müssen in Europa mehr für unsere eigene Sicherheit tun und Verantwortung für unsere Nachbarschaft übernehmen.
Wir sehen: Die USA sind tief in zwei Lager gespalten, das pol. System ist angefüllt mit Hass und Unversöhntheit. Joe Bidens Aufgabe wird es sein, zu versöhnen und zu allen Brücken zu bauen. Dafür bringt er eine wichtige Stärke mit: Er ist Anti-Polarisierer. Mit Trumps Abgang steht den Republikanern eine Zeit der Aufarbeitung bevor. Inzwischen steckt nicht wenig Trump in der Partei. Gleichzeitig gibt es Kräfte, die unter diese Ära einen Schlussstrich ziehen wollen. Diese Auseinandersetzung wird die Republikaner lange beschäftigen.
Nach der Pandemie bedarf es einer wirtschaftspolitischen Neuausrichtung der CDU auf einer klaren ordnungspolitischen Grundlage. Wir müssen das ordnungspolitische Profil als Markenkern der CDU wieder schärfen. Das wird uns nur mit einem integrativen Führungsstil gelingen.
Auch wenn es jetzt sehr nach einem knappen Sieg für Joe Biden aussieht, wird der Kampf um die Deutungshoheit des Wahlergebnisses weitergehen. Trump wird sich nicht einfach geschlagen geben - er arbeitet schon jetzt an seiner Legende.
Die USA sind gesellschaftlich und politisch tief gespalten. Diese Wahl zeigt, dass sich daran nichts geändert hat. Für die Demokratie in den USA ist das eine gewaltige Bewährungsprobe - egal wie es ausgeht.
Ich verstehe, wenn man die Verschiebung des Bundesparteitags in der Sache als hart ansieht. Auch ich war auf den 4. Dezember eingestellt und alles war entsprechend geplant. Aber es geht hier um mehr. Es geht um das Land, die Partei und die besten Aussichten, die Bundestagswahl im nächsten Jahr zu gewinnen. Einigkeit ist jetzt das höchste Gut.
Deutschland ist ein innovatives Land: Wir haben tolle Leute mit exzellenten Ideen, doch oftmals scheitert es an der Umsetzung und wirtschaftlichen Anwendung. Daher muss sich die Unternehmenskultur ändern: Risiko gehört dazu, aber Scheitern genauso, und das dürfen wir nicht mit Häme belegen. Das ist auch ein Banken- und Kapitalmarkt-Problem.
Wir stehen vor der Aufgabe, am Beginn eines Jahrzehnts, in dem wir Zeugen dramatischer Veränderungen sein werden, uns aus unserer Identität und unseren Werten heraus für eine neue Zeit neu zu begründen und neu zu legitimieren. Ein Essay.
Wer die Erfahrung nicht gemacht hat, sich in einer Niederlage zu bewähren, ist für wirkliche Führung und Verantwortung nicht bestens vorbereitet. Unser Ziel ist, dass die CDU in diesem neuen Jahrzehnt die treibende politische Kraft und die große Volkspartei bleibt - sie ist die einzige, die es noch gibt. Zu glauben, das würde sich von selbst ergeben, wäre überheblich und ignorant. Führungsfähig bleiben, das bedeutet Arbeit.
Die CDU ist selber modernisierungsbedürftig. Es muss wieder Politik Einzug halten und interessant werden. Dafür muss sich die Partei entritualisieren. Auf Parteitagen wird relativ wenig über Politik gesprochen, aber viel geklatscht. Andersherum wäre es richtig. Das ganze Interview mit dem Deutschlandfunk können Sie hier hören.